close your eyes
 
February 3, 2008 at 7:04:00 PM CET

[schwarze milch der fruehe]

ich und er


Ich habe fast immer in der ersten Person geschrieben. Selbst der sehr schlechte Science-Fiction-Roman, den ich mit neunzehn geschrieben habe, ist in der ersten Person verfasst. Ich kann nicht anders schreiben. Das einzige Buch, das ich nicht in der ersten Person Singular geschrieben habe, ist in der ersten Person Plural verfasst, eine Art »wir« à la Genet, übrigens sehr ungeschickt verwendet. In der Tat war mir schon lange klar, dass das »ich« für mich wie ein »er« funktionierte, dass ich Angst vor dem »er« hatte, weil das »er« fast mehr »ich« als das »ich« war. Das »ich« erlaubte mir eine größere Distanzierung.

(Jonathan Littell in einem langen Interview mit Pierre Nora)

Wenn ich früher von mir schrieb, habe ich immer gerne in der dritten Person geschrieben, da klappt die Distanzierung von sich selbst. Upps, da hab ich es schon wieder gemacht. Wenn man natürlich über einen SS-Offizier in der ersten Person schreibt, dann distanziert man sich automatisch, denn man war es ja nicht. Dadurch gewinnt das Buch außerdem an Subjektivität. Da Henker im allgemeinen über ihre Taten außer Jammern und Verweisen darauf, dass sie nur ausgeführt haben, was ihnen aufgetragen wurde, nichts artikulieren, ist der Ich-Erzähler in Littell's fiktivem Bekenntnisbuch zweifach erfunden. Dass man Distanz braucht, um über dieses Thema zu schreiben, sieht man auch daran, dass die einzigen beiden Bücher hierüber nicht nur nicht von den Tätern sondern nicht mal von Deutschen verfasst wurden. Der Tod ist mein Beruf von Robert Merle, einem Franzosen, aus der Perspektive von Rudolf Höß, des Leiters des Vernichtungslagers von Auschwitz und jetzt Die Wohlgesinnten von einem Amerikaner.


 
link (no comments)  ... comment  
 

[films]

darjeeling limited gesehen und mich geärgert über mich selbst. ungefähr eine stunde gewartet und gedacht, vielleicht ist das ja alles nur vorspiel, vielleicht kommt da noch was. war nicht. through hollow lands. diese schönen, konstruierten bilder. die drei brüder in allen möglichen kameraposen. ganz fürchterlich zum kotzen. völlig berechenbare, sterbenslangweilige, unlustige, stereotype dialoge bei denen man sich am liebsten die ohren zugehalten hätte. wer sieht sich so einen mist an? hatte während des films diesen einfachen gedanken, dass filme einen vor vollendete tatsachen stellen, einen manipulieren, man sieht nur das, was der regisseur einen sehen lassen will. was ja ok ist, wenn man dem regisseur trauen kann. rushmore hatte ich in ganz guter erinnerung, rebellen und outsider - besonders wenn sie jung sind - haben halt immer einen stein in meinem brett. die royal tenenbaums liefen völlig vorbei an mir, nicht mein humor. wes anderson brauch ich in diesem leben garantiert nicht mehr.


 
link (7 comments)  ... comment  
 

January 30, 2008 at 10:00:00 PM CET

[music, lists]

statcock and topcock


No. of albums per year in my possession:

YEAR Anzahl von AID 2003 46 2004 31 2005 29 2006 14 2007 7

My interest for music has been decreasing in the last couple of years. The peak was in 1992 with 123 items. Since then this statistic has been steadily going down. Except in 2000 where it was up from 66 to 83. God knows why. Anyways my 40 years, 40 albums series stopped in 2002. Here are the five favourite albums which followed in the meantime. Probably not very trustworthy as my sample got tinier and tinier over the years.


 
link (no comments)  ... comment  
 

[the trip]

Jon Krakauer - In die Wildnis


Das Buch, das Sean Penn jetzt verfilmt hat, habe ich Anfang Juni 2001 wenige Wochen bevor ich mit dem Bloggen angefangen habe, gelesen. Anbei meine leicht korrigierten Notizen von damals:

Das traurige Schicksal von Chris McCandless, der im Sommer 1992 zweiundzwanzigjährig in der Wildnis Alaskas verhungert. Das Buch hat mich sehr an meinen Trip von 1982 erinnert. Chris, der sich Alex Supertramp nennt, reist von 1990-92 meist als Tramper durch die USA von Washington, DC, wo er aufgewachsen ist, nach Arizona, von dort nach South Dakota und schließlich nach Alaska. Er will aus erster Hand leben, geht lieber zu Fuß als mit dem Auto oder Zug zu fahren. In Alaska versucht er nur von der Jagd und dem Sammeln von Beeren, Pilzen etc. sowie fünf Kilo Reis zu leben. Am Ende scheint er sich mit wildem Kartoffelsamen vergiftet zu haben. Er verläßt seine Familie 1990 und meldet sich bis zum Ende nicht mehr bei ihr. Sein Vater ist autoritär und ein erfolgreicher NASA-Raketeningenieur. Wahnsinnige Parallele: Er ist am 10.6.1936 geboren! Chris ist hochbegabt, interessiert sich aber nicht für Studium und konventionelle Berufskarriere. Er geht quasi ohne Geld (das er vorher verbrannt hat) auf den Selbstfindungstrip. Ohne Karten und Kompass geht er in die Tundra in der Nähe von Healy, Alaska. Dieser jugendliche Übermut kostet ihn das Leben. Mit Karten und etwas mehr Geduld hätte er die Meßstation des Teklanika Rivers gefunden und hätte in einem Korb den Fluß überqueren können, um zurück in die Zivilisation zu kommen.

P.S. Zitat aus der Besprechung des Films von oben:

"mit Thoreaus Buch „Walden“ im Gepäck, Jack Londons „Ruf der Wildnis“ und einem Tolstoi-Band."

Ich hatte damals Eichendorffs Taugenichts, Nietzsches Zarathustra und ein schmales Bändchen der Rowohlt Enzyklopädie über die Philosophie des Zen-Buddhismus in meinem Koffer. Das Büchlein habe ich, glaube ich, nie bis zum Ende gelesen. War etwas zu abstrakt für mich. Den Taugenichts habe ich im Regen hinter Salzburg ausgelesen. Erinner mich noch überrascht gewesen zu sein, wie lesbar er war und wie zeitlos. Einige Passagen drifteten dann aber doch ins Märchenhafte ab. Vor allem die naiv anmutenden Lieder waren aus einer anderen Zeit. Im Zarathustra immer nur einige Kapitel auf dem Sintagmaplatz in Athen. Dieser erhabene feierliche Ton war selbst mit einer Halbliterpulle Retsina kaum zu ertragen. Das waren übrigens beides Reclamheftchen. Auch wegen der Gewichtsminimierung. Ich war mit dem Rad unterwegs.


 
link (no comments)  ... comment  
 

January 23, 2008 at 8:57:00 PM CET

[humour]
 
link (no comments)  ... comment  
 

[sport]

zeitdehnung


gelegentlich setze ich mich auf mein ergometer und trete für eine knappe halbe stunde in die pedalen. wenn ich fertig bin, merke ich mir den endpuls, lege erst die hände auf den lenker, dann den kopf auf die hände und mache anschließend die augen zu. nun warte ich eine minute, um erneut den puls zu nehmen und die relative pulsreduktion - je höher, desto besser - zu errechnen. die dauer dieser minute nach der körperlichen anstrengung bei einem puls von 150-160 schätze ich jedes mal systematisch falsch ein. spätestens nach 30-35 sekunden öffne ich die augen und gucke auf die uhr. es ist mir noch nie gelungen nach z.b. erst 50 sekunden aufzublicken. nach 30 sekunden ist eine ewigkeit vergangen, eine zweite ewigkeit kann ich dann nicht mehr warten. einmal habe ich, glaube ich, erst nach 75 sekunden also zu spät auf den pulsmesser geguckt. das lag allerdings daran, dass ich durch das radio abgelenkt war. es lief dort ein beitrag, dem ich zugehört hatte. und gleichzeitig die zeit völlig vergessen.


 
link (no comments)  ... comment  
 

January 22, 2008 at 11:19:00 PM CET

[don't ask me]

die ins fleisch schneidende gitarre (s. swell, die erste). cut. leningrad. winter 41. eine mutter hat nichts mehr zu essen für ihr kind. ihre brust hat der hunger gefressen. ritzt sich in den arm und lässt den kleinen ihr blut saugen. ich glaube, sie haben überlebt. (s. kempowski: echolot. barbarossa '41).


 
link (no comments)  ... comment  
 

[philosophy]

irrealis & asymmetrie


ich glaube nicht an gott. aber wenn es gott gäbe, dann würde er an mich glauben. denn sonst hätte er mich ja - wenn es ihn gäbe - wohl kaum geschaffen. dieser simple gedanke bringt mich gerade etwas aus der fassung. im grunde stimmt es ja auch nicht, dass ich nicht an gott glaube. ich glaube nicht an den schöpfergott im christentum. das macht die sache aber um keinen deut einfacher. nehmen wir mal an, es gäbe ihn nicht. dann wären wir menschen einfach so zufällig auf der erde gelandet und würden sie genauso zufällig wieder verlassen. geworfensein, existenzialismus, absurdes theater blabla. so richtig glauben kann ich das aber auch nicht. vielleicht sollte man doch die keunergeschichte über den lieben gott mal ein bisschen auf den kopf stellen. wenn es für gott einen unterschied macht, ob wir unser leben in den sand setzen oder was draus machen (das können am ende nur wir selbst einschätzen), dann braucht er uns. dann musste er uns schaffen. dann wäre er nicht frei, aber wir wären es weil wir ja schon ein oder zwei freiheitsgrade haben in unserem leben. eigentlich möchte ich die ganze zeit "es" statt "er" schreiben, aber es geht nicht. es ist tot.

(file under seit44jahrengegendiewandrennenundimmernochnichtgenugdavonhaben)


 
link (no comments)  ... comment  
 

January 10, 2008 at 10:32:00 PM CET

[politics]
Auch Bush rief nach dem Gespräch mit Abbas die israelische Regierung auf, die im internationalen Friedensplan eingegangenen Verpflichtungen zu erfüllen und den Siedlungsbau zu stoppen. Ein Palästinenserstaat müsse ein zusammenhängendes Territorium bilden und nicht löchrig wie ein Schweizer Käse sein. (q)

Ziemlich unglaublich, aber auch ein Bush hat manchmal recht. Man muss nur lange genug Präsident sein, dann entfleucht unwillkürlich irgendwann mal eine intelligible Lautkombination dem Artikulationsorgan. Da kann man gar nichts gegen machen. Das ist stärker als man selbst.


 
link (no comments)  ... comment  
 

[altersweisheiten]

allgemeinbildung & rechnen


wäre ich als friedrich nietzsche geboren gewesen, dann wäre ich schon seit ca. drei monaten in einem zustand .. [bitte vervollständige den satz und sag mir wie alt ich bin!]


 
link (no comments)  ... comment  
 

 
last updated: 9/25/24, 10:42 PM
subscribers: 390
contact: alex63 at bigfoot dot com
40 years, 40 albums
why this is called close your eyes
some photos
status
Youre not logged in ... Login
menu
... home
... tags

... antville home
recent

XXVIII: 1998 Cat Power - Moon Pix


The other albums Most people voted for Massive Attack's Mezzanine in the poll. ...
by alex63 @ 9/25/24, 10:42 PM

Tom Liwa - Im Tal der nackten Männer (Lyrics)


Es war ein weiter Weg Den Kaiserberg runter bis zu dir Mit Sternen in ...
by alex63 @ 8/14/24, 5:16 PM
...
Hier geht es weiter. Schon mehr oder weniger seit über 10 Jahren...
by alex63 @ 12/8/21, 5:41 PM
...
Der Schachchamp hieß entweder Miguel oder evtl. Manuel. Es gab noch eine ...
by alex63 @ 2/23/21, 8:55 AM

mp3 blogs/rotation etc.


Update: The most useful site in this category is the mp3 blog ...
by alex63 @ 1/26/20, 12:23 PM
...
du hast recht, die angeblichen lifetime forward mailadressen von bigfoot wurden irgendwann ...
by alex63 @ 12/20/19, 11:23 PM
...
Weil es auch mit John Lennon zu tun hat, würde ich dir ...
by klagefall @ 12/20/19, 4:12 PM
...
Ich bin doch nicht der Einzige, der die Sun Bear Concerts für ...
by alex63 @ 11/25/19, 8:54 PM
January 2025
SunMonTueWedThuFriSat
1234
567891011
12131415161718
19202122232425
262728293031
December

03/02 GIANT SAND, F, Brotfabrik............. .


they rock
music (EN)
---------------
aloof from inspiration
an aquarium drunkard
the art of noise NEW
aurgasm
the blue in the air
bradley's almanac
destination out
disquiet
dissensus
dj martian
egg city radio
eyes that can see in the dark
fingertips
i love music
an idiot's guide to dreaming
k-punk
largehearted boy
leonard's lair
misha4music
moistworks
motel de moka
musicophilia
one faint deluded smile
organissimo jazz forums
the perfumed garden
said the gramophone
silence is a rhythm too
stereogum
swens blog
utopian turtletop
vain, selfish & lazy
vinyl mine
warped reality
wordsandmusic

music (DE, FR)
--------------------
la blogothèque
euroranch
hinternet
machtdose
le musterkoffer musikstrom
satt.org: musik
schallplattenmann
die zeit - musik

other (EN)
---------------
josh blog
open chess diary
orbis quintus
the ringdahl family NEW
time4time
wood s lot

other (DE)
---------------
ahoi polloi
bahnchaos NEU
bloggold NEU
cargo NEU
chill
daily ivy
dichtheit und wahrung
einschicht
etc.pp.
filmtagebuch
goncourt's blog
herdentrieb
hotel mama
(i think) he was a journalist
jacks blog NEU
ligne claire
malorama
meine kleine stadt
mek wito
passantin
passe.par.tout
pêle-mêle dans ma tête
private collection
reisenotizen aus der realität
schachblätter
schachblog
der schachneurotiker
with or without words...
x.antville

blog bardo
---------------
the absintheur's journal
brain farts
buked & scorned
dd denkt laut
ja zu aa
the mystical beast
ohrzucker
sofa. rites de passage
sound of the suburbs
spoilt victorian child
three hundred bars
yo, ivanhoe


blogs arranged by birth date of their authors

RSS Feed

Made with Antville
powered by
Helma Object Publisher