die erste tindersticks. allein schon das cover. das nenn ich ein kleid. wenn ich die cd höre, da bin ich wieder in der 143, avenue pasteur in luxembourg-limpertsberg. im 1. stock. in der küche. was für eine traumhafte location. wir haben dort geraucht bis uns die ohren weggeflogen sind. die cd ist ja so herrlich lang. um die 71 minuten. normalerweise saß ich da in der küche auf der blauen sonnenliege und habe auf andrea gewartet. der dann mit dem stoff irgendwann eintrudelte. war eine bierzeit damals. weißbierzeit, erdingerzeit um genauer zu sein. wieso schreib ich das jetzt? weil das eine gute zeit war und die platte immer noch gut ist. where are you now andrea c.? in roma or not in roma? wo auch immer, da wo du bist, lächelt jemand. wie alt ist martina jetzt? über zwanzig? nee, oder?

zwei - vor ein paar monaten waren es noch fünf - amerikanische investmentbanken sind noch übrig. die eine hat gestern über ein viertel ihres aktienwertes verloren (die andere relativ wenig). obwohl sie kurz vorher überraschend gute gewinnzahlen veröffentlicht hat. aber an das geschäftsmodell investmentbanking glaubt keiner mehr. vor allem die investmentbanker selber nicht. denn sie sind wahrscheinlich verantwortlich für den wertverfall ihrer eigenen aktien. mit leerverkäufen kann man die pleite der eigenen firma beschleunigen und noch mal schnell den letzten reibach machen, das nenne ich einen stilvollen abgang. die geier zerfleischen sich selbst. wenn sie da saubere arbeit verrichten, sollte es die allgemeinheit eigentlich nicht tangieren. aber da gibt es ja noch die kfw. die steuergelder in milliardenhöhe wegwirft. schon erstaunlich, dass sich kaum jemand darum zu scheren scheint. noch können wir uns so eine dilettantenbank der öffentlichen hand leisten, aber lange bestimmt nicht mehr. je schneller deren privatgeschäft privatisiert wird, desto besser.

eigentlich wollte ich heute ja vw put-optionen kaufen, nachdem die aktie um 27%(!) angestiegen ist auf über 300€. aber als ich gesehen habe, dass einige puts - citibank, 200€, märz 2009 z.b. - auch gestiegen sind, habe ich lieber die finger davon gelassen. wie kann es sein, dass eine aktie stark steigt und eine option, die aktie in der zukunft zu einem bestimmten, festen preis zu verkaufen ebenfalls? deren wert müsste doch eigentlich fallen. das macht alles keinen sinn mehr. ihr könnt mich mal. in dem wahnsinnsspiel mache ich nicht mit.

den namen david foster wallace habe ich das erste mal gehört nachdem der mann mit diesem namen sich umgebracht hatte. selbstmord hat mich immer fasziniert. lange hing ich der idee an, dass es plausibel wäre sich ab einem gewissen alter umzubringen. dass menschsein gerade bedeutet, einzusehen, dass selber dahinvegetieren sich nicht lohnt. dass man vorher schluss machen sollte. ich glaube nietzsche - der gott meiner jugend - hat einen aphorismus oder zumindest einen satz darüber geschrieben. lange habe ich selbstmörder bewundert oder zumindest respektiert. cesare pavese, paul celan, ingeborg bachmann (wahrscheinlich), nick drake. aber seit einiger zeit bemitleide ich selbstmörder - vor allem diejenigen, die sich relativ jung umbringen - nur noch. depression hin oder her, sie sind im endeffekt doch nur loser. ich will nix mehr wissen von ihnen. ich glaube, es hat mit elliott smith angefangen. seltsamerweise koinzidierte sein harakiri damit, dass mich plötzlich seine musik, die ich vorher nicht richtig angehört hatte, berührt hat.

bin jetzt in der achten woche nikotinfrei, aber die schmacht ist stärker denn je. den ganzen tag viel getrunken und gelutscht, die weiterhin gereizten stimmbänder machen mir schwer zu schaffen. wann geht das brennen in der kehle und im gaumen endlich weg? wieso habe ich mit dem scheiß jemals angefangen? und warum so relativ spät (at roundabout 25)? und wie würde ich mich jetzt fühlen, wenn ich früher mit dem rauchen angefangen hätte? fragen über fragen. antworten bringen mir jetzt auch nichts.

my foolish heart played by bill evans on piano, scott lafaro on bass and paul motian on drums on a sunday in the village vanguard in new york in june 1961. i cannot get enough of this ballad. apparently it was written after a short story by salinger. it's about a woman who is married, has a child from another man, a soldier she is in love with and does not dare to tell her husband. the thing which absolutely stuns me about this piece is the way evans plays it. extremely slow and understated. caressing the keys. the melody is hardly there, it is buried below motian's drum brush. it is so bitter and so sweet, not yet blossomed but you know that it will be the most beautiful petal of all. i have to hum or whistle this underlying, undeveloped melody when i hear the piece. actually i kind of improvise around the insinuated theme. my whistling dances around it. everything worthwhile about life is hidden in those couple of notes. shyness, tenderness, melancholy, timidity, love and death. it's all in there. trust me. my foolish heart is the first track on waltz for debby.

mein lieblingspianist ist gerade mal wieder bill evans. seine 70er platte from left to right, auf der er elektrischen fender-rhodes und akustischen steinway spielt, habe ich vor kurzem als cd erstanden. das erste stück heißt what are you doing the rest of your life? und das ist eine frage, die genau die schwebe hält zwischen interesse und indiskretion, eine frage, die man nie stellt, aber stellen sollte. vor allem am anfang. whatever, das stück hat alles, was man von einem klavierstück verlangen kann. eine warme, eine umarmende melodie, evans spielt es anfangs auf dem elektrischen klavier und gibt ihm dadurch einen der frage adäquaten schwebenden klang, bevor er auf den steinway umschwenkt und den barpianisten in vollendung gibt. ja das ist natürlich nachtmusik. für weit nach dem sonnenuntergang und weit vor dem sonnenaufgang. die arrangements sind zum teil etwas over the top, streicher dürfen nicht fehlen. aber es lohnt sich auf jeden fall. die streicher möchte ich hören, die bill evans in ihrem schwulst ertränken können. diese versuchen es mit allen mitteln, ohne den geringsten erfolg.

morgen spielt niels frevert im bett in sachsenhausen. sehr unschlüssig, ob ich dort hingehen soll. einige ziemlich kitschige lieder, deutsche schlager. andere, die musikalisch beliebig daherkommen, nicht tragen. der ohrwurm ich möchte mich gern von mir trennen (auch auf seiner myspace-seite) hat mich aufhorchen lassen. ein lustiger selbstironischer text gekoppelt mit einer peppigen melodie, die man meint schon mal gehört zu haben. jedenfalls nicht uninteressant. gefällt mir nicht so gut wie tom liwa aber viel besser als peterlicht. höre gerade das hamburger konzert von hier (via). im kleinen bett wird es morgen bestimmt eng und kuschelig.

meine letzte zigarette habe ich in mansilla de las mulas geraucht. heute vor sechs wochen. wir aßen in dem patio unseres auf alt getrimmten hotels - das himmelbett hat irgendwas mit meiner libido angestellt - mit ros marie. die natürlich auch rauchte wie die meisten - es waren nicht so viele - leute, die wir auf dem camino mit namen kennengelernt haben. ich glaube es gab fisch. ansonsten waren nur spanier in dem restaurant und mir fiel auf, dass ihr essen stark nach knoblauch roch während unsere pilgermenüs nie stark gewürzt waren, es waren immer dieselben gerichte: meist nahm ich forelle, lachs oder eventuell lamm als hauptgang. am nächsten morgen gingen wir dann nach león und saßen auf einer bank am ortseingang und nelly kam in ihren crocks vorbei. auch sie eine raucherin. ich schenkte ihr mein feuerzeug, ich brauchte es ja nicht mehr. an dem abend aßen wir mit ihr in león in dem restaurant unseres hotels schräg gegenüber der basilika san isidoro. mein erster nichtraucherabend seit längerer zeit. ich war nicht sehr gut gelaunt und wortkarg. catherine und nelly teilten sich eine flasche rotwein. am nächsten tag trafen wir nelly wieder im páramo, der fortsetzung der meseta westlich von león. und sie hatte auch mit dem rauchen aufgehört. wir haben sie danach nicht mehr gesehen, sie ist aber noch bis nach santiago gekommen.

die einzigen vier deutschsprachigen kleinschreibblogs (1, 2, 3, 4), die mir gerade so einfallen, sind von frauen. hat das irgendwas zu bedeuten? haben frauen vielleicht weniger zeit? oder wollen sie die emanzipation der nichthauptwörter und -namen durchsetzen? bzw. die hauptwörter und namen auf normales maß herunterstutzen? das sind fragen, die mich bewegen.

das ist mal ein traum. wie gut, dass freud schon tot it...