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October 28, 2008 at 9:08:00 PM CET

[it's the economy, stupid]

reinigendes gewitter


wenn es stimmt, dass hedgefonds milliarden verloren haben beim wetten auf den kursrückgang der vw-aktie, dann sind das doch gute neuigkeiten. spekulation wird inzwischen von dem wildgewordenen markt bestraft. wobei die porscheleute, die anscheinend nicht nur schnelle autos bauen können sondern auch auf dem glatten börsenparkett ziemlich gewieft sind, wohl das ihrige dazu beigetragen haben. selber schuld, wenn man in so einem engen markt spekuliert. also meinetwegen können die hedgefonds, die private equity firmen, die heuschreckenschwärme und das ganze andere pack auf den caymaninseln and elsewhere so schnell wieder von der bühne verschwinden wie sie auf ihr erschienen sind. bei den carry-trades in niedrigzinswährungen wie dem yen waren sie anscheinend auch mit von der partie. und müssen die deals jetzt abwickeln, um an cash zu kommen. die währungsrelationen spielen gerade verrückt aber sie scheinen jetzt realistischer zu sein als vorher. weil das nämlich spekulationsgeschäfte waren, die den yen künstlich verbilligt haben und den euro zum dollar künstlich verteuert haben (hab neulich was anderes geschrieben, aber man lernt ja dazu). da kommen jetzt noch ein paar exzesse und einige währungen, volkswirtschaften und branchen werden schwer gebeutelt werden. man sollte die finanzkrise als chance ansehen. die wirkt wie ein herkules in den augiasställen. und zwar nicht nur aus wishful thinking sondern weil alles andere völlig idiotisch wäre.


 
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[music, links]
 
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October 25, 2008 at 3:42:00 PM CEST

[schwarze milch der fruehe]
er hat sich wie sein Idol Ian Curtis, Sänger der Band Joy Division, 22-jährig erhängt

(Es geht um Miroslav Nahacz, dessen Roman Bombel gerade ins Deutsche übersetzt wurde.)


 
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October 23, 2008 at 7:49:00 AM CEST

[sport]
Sein Rücktritt, das erneuerte der 78-jährige Nationalspieler, sei noch nicht vom Tisch, ... (spon)

 
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October 22, 2008 at 10:03:00 PM CEST

[it's the economy, stupid]

was passiert eigentlich mit dem casino, wenn die bank pleite ist?


mal wieder in doomsday mood. ab sofort wird nur noch auf baisse gezockt. die aktienkurse rauschen ab, der ölpreis rauscht ab, der euro rauscht ab. da ist eine befürchtete rezession nur noch ein vorgeschobenes argument. die war doch schon lange in die aktienkurse eingepreist. wieso verdammt nochmal verliert der euro gegenüber dem dollar? es sind doch die amis, die sich wie die irren beim rest der welt verschuldet haben, den anderen schrottpapiere angedreht haben, über ihre verhältnisse gelebt haben. die leitbankzinsen sind in euroland höher als in den usa. also müsste der euro attraktiver als der dollar sein. die wirtschaftlichen aussichten auch nicht unbedingt schlechter. jetzt wird argumentiert, es wäre die uneinigkeit der europäischen politiker. das ist doch alles humbug. die ezb macht eine stabilitätsorientierte währungspolitik wie keine andere zentralbank der welt und jetzt so was. der ölpreis auch ein witz. bis vor kurzem noch bei 150 dollar, jetzt knapp über 60. so stark wird die nachfrage auch nicht einbrechen. diese hohen volatilitäten sind dabei den märkten den hals zu brechen. es gibt keine realistischen preise mehr. alles nur noch hysterie und knallhartes gezocke. rational sind im moment nur die, die auf den untergang wetten. der kapitalismus frisst sich selbst auf. bei einem system, dass den egoismus der einzelnen so aggregieren soll, dass der wohlstand aller erhöht wird, eigentlich auch nicht so wahnsinnig überraschend. ein glaube fast so naiv wie der an den kommunismus. am ende werden es alle gewusst haben, dass es nicht gut gehen konnte damit. eigentlich überraschend, dass der kapitalismus so lange überlebt hat.


 
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October 21, 2008 at 11:36:00 PM CEST

[travel]

jedes mal, wenn ich in paris bin, bin ich verliebt. neben san francisco ist das die stadt, die mich am meisten becirct hat. à propos frisco. natürlich sind wir dann doch noch in das ausverkaufte swell-konzert in der maroquinerie gekommen. geduld hieß mal wieder das zauberwort. beim warten dann noch zwei nette biertrinkende pariser kennengelernt, die auch keine karten hatten. david freel dieses mal ziemlich konzentriert. hielt sich weit entfernt von dem t-shirt-karton, aus den ich ihn vor ein paar jahren nach dem konzert in der oetinger villa in darmstadt gezogen hatte. das konzert war ein mix aus alt und neu, aus akustischem und elektronischem. ein sehr gelungener auftritt mit schönen, leicht elektrifizierten versionen von "get high" und "good day sunshine". am 7. november ist er in weinheim. am montag im studio 105 im maison de la radio in auteuil bei bernard lenoir, dem größten lebenden discjockey, der swell "précédent Plus Grand Groupe du Monde" nennt. die neue cd, von der ich gar nicht wusste, dass sie existierte, ist gar nicht so übel, relativ ruhig. im grunde ist swell ja seit zehn jahren nur noch eine schattenband, in der david freel mit immer wieder neuen jungen musikern für das nächste bier tourt. wieso mich der designer der minimalistischen swell-website am tresen angequatscht hat, ist mir auch nicht so ganz klar geworden. bin mit meinem hellen trenchcoat wohl ziemlich aufgefallen. was war sonst gut an paris? das wetter natürlich. traumhaftes spätsommerwetter. am sonntag schon etwas kühler. da guckten wir uns neben einer relativ überflüssigen japanischen zenausstellung im petit palais, dessen kleiner garten es uns vor allem angetan hatte, den gutbürgerlichen stadtteil auteuil an. viel art nouveau, kaum jemand unterwegs am sonntag vormittag. samstag waren wir auf dem friedhof pére-lachaise gewesen, den wir von unserem hotel im elften arrondissement nahe goncourt zu fuß ansteuerten. dort verbrachten wir einen halben tag auf der schnitzeljagd nach den gräbern von so leuten wie claire und yvan goll, chopin, jim morrison (recht erbärmlich, von zwei anderen gräbern verdeckt), hahnemann, lesseps, simone signoret und yves montand, molière, la fontaine, gilbert bécaud, marie trintignant, sarah bernhardt, balzac, marcel proust, oscar wilde, edith piaf, henri salvador, victor noir u.a. ansonsten noch den neuen film der gebrüder dardenne gesehen, "le silence de lorna". hat mir bei weitem nicht so gefallen wie "l'enfant". wie eigentlich immer in ihren filmen geht es um die besondere menschlichkeit von einzelnen am rand der gesellschaft. und um geld. und die unglaublich schlimmen sachen, die menschen dafür tun. das ende könnte man fast schon happy nennen. außerdem die erste nolde-ausstellung in paris mit einigen beeindruckenden bildern mit meereswellen sowie naturbildern mit sehr kontrastreichen farben à la van gogh gesehen (sehr schwafliger audioguide). den place de la république einmal von menschen überfüllt (es gab ein konzert für die immigranten mit dem motto "des ponts pas des murs") und einmal voller autos gesehen. beim zweiten mal den platz nicht wiedererkannt. im jardin de luxembourg auf einer bank gebrannte maronen gegessen, den vorbeiströmenden massen zugesehen und den wächter, der mit seiner trillerpfeife den rausschmeißer spielte, ungläubig angeguckt. am place des vosges am springbrunnen gesessen und eine ältere frau gebeten, uns zu fotografieren, die es nicht hingekriegt hat und die kamera einer anderen fremden jüngeren frau übergeben hat, die es geschafft hat, uns abzulichten. und ein sehr leckeres couscous mit merguez und superscharfer harissa gegessen. drei tage, die sich länger anfühlten. man sollte öfter kurzurlaube machen.


 
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October 15, 2008 at 5:31:00 PM CEST

[pueschologie]
Man führt nicht mehr genug Selbstgespräche heutzutage. Man hat wohl Angst, sich selbst die Meinung zu sagen.

Jean Giraudoux


 
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[literature]
Die Erde

Ihre Baggerseen sind blau, bevölkert von Walen. Ein paar Kontinente treiben einher, als hätten Morcheln sich verabredet für einen Zusammenschluss.

Blut tropft aus den Fingernägeln mehrerer Sonnen, deren Folterwerkzeuge wir noch nicht kennen.

Tierzeichen gibt es dort oben nicht, eher Gardinen, die auseinanderstieben, als wären Hühnerhöfe explodiert.

Familien und Fersengeld tauchen auf, beschützt von Distelwäldern, in denen Milchkännchen den Zeitpfeil, verirrt im Dickicht, in die falsche Richtung tragen. Er schreit wie ein Gänserich.

(Aus Günter Herburgers neuem Gedichtband Der Kuss, für den er den SWR-Bestenlistenpreis bekommen hat. Hier ist ein Radioporträt zum Nachlesen.)


 
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October 14, 2008 at 2:52:00 PM CEST

[politics]

Bush junior guckt neuerdings noch dämlicher als sonst aus der Wäsche. Wie ein kleiner reumütiger Bubi, der gerade etwas Schlimmes ausgefressen hat und immer noch hofft, dass es keiner gemerkt hat. Photo in question. Wobei wie Paulson da zu der französischen Finanzministerin kritisch-vorwurfsvoll-beleidigt rüberlinst (in einem Wort bedröppelt), ist auch nicht von schlechten Eltern. Sein Gesichtsausdruck scheint zu sagen, "Mach dich bloß nicht lustig über George, das ist immerhin unser Präsident!". Oder zeugt sein Blick von dem schlechten Gewissen wegen der 700 Milliarden Dollar, die er seiner Branche gerade zugeschachert hat?


 
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October 13, 2008 at 1:35:00 PM CEST

[it's the economy, stupid]
A banker is a fellow who lends you his umbrella when the sun is shining and wants it back the minute it begins to rain.

Mark Twain (via)


 
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