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[travel] November 11, 2007 at 10:06:00 AM CET
Klaus Reichert: Wüstentage Die Berge sehen manchmal zerknittert und fleckig aus wie Tücher, in denen sich Paare tagelang geliebt haben. Zerraufte Laken. Dann eilig verlassen. Dann verwandelt sich beim Reiten die Wand in vielfach verschnürte Päckchen, die die Liebenden einander zugedacht hatten und die zu öffnen ihnen die Zeit fehlte. Sie mußten ja weiter, auch wenn nichts und niemand auf sie wartete außer das Exil. (S. 55/56)
Bei Wüste denke ich ja immer noch zuerst an Sand, Trockenheit, Hitze und Licht. Auf die Sahara mag das zutreffen, auf viele andere Wüsten nicht. Klaus Reichert war über den Jahreswechsel 2005/2006 für zwei Wochen in der Wüste Sinai. Die erste Woche sind er und zwei Beduinen auf Dromedaren durch die Wüste geritten. In den windig-kalten Nächten hat er gefroren wie nie in seinem Leben zuvor. Morgens wurde er von einem eisigen Sprühregen geweckt. Um fünf Uhr nachmittags begann es zu dunkeln und die anschließende Nacht dauerte ewig lange zwölf Stunden. Morgens um drei in der eiskalten, dusteren Wüste aufzuwachen und nicht mehr einschlafen zu können. Da wäre mir jeder Alptraum lieber. In solchen Momenten verbringt der Autor seine Zeit damit, den Sternenhimmel zu betrachten, Sternennamen und -bilder zu memorieren, die Bewegung der Konstellationen zu studieren. Sand gibt es in der Wüste Sinai auch, aber sie ist eher eine gebirgige Steinwüste. Nicht umsonst übersetzen die Beduinen Wüste zuallererst mit Dschebel (Berg). Klaus Reichert beschreibt die karge Landschaft ausführlich. Bäume sind selten, es sind meist Akazien, deren hartes Holz lange im Lagerfeuer glimmt. Ihre Dornen halten die robusten Dromedare nicht davon ab, die schmalen Blättchen dieses Mimosengewächses zu fressen. Die eigenwilligen Tiere sind sehr bissig. Das um den Kopf geschlungene Beduinentuch, die rotweiße Kefiya, scheint die einhöckrigen Kamele etwas einzuschüchtern, so dass sie deren Träger nicht sofort beißen. Insgesamt ein sehr lesenswertes Büchlein des Übersetzers und derzeitigen Präsidenten der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. link (no comments) ... comment [travel] August 21, 2007 at 11:03:00 PM CEST
Im Klostergewölbe gibt es einen Hundertbettenschlafsaal für die Pilger. Zelte sorgten für zusätzliche Schlafplätze als wir da waren. Wir als Luxuspilger schliefen im Hotel Posada. Dort praktizierten sie eine für Spanien typische Klassentrennung. Wir wollten mit einigen Pilgern, die wir auf dem Weg kennengelernt hatten, dort essen, aber es ging nicht. Die Pilger hatten Gutscheine für ein Pilgermenü und wurden von halb acht bis kurz nach acht abgefertigt. Wir durften ab acht unser Menü für Hotelgäste einnehmen. Zusätzlich war unser Essbereich von dem der Pilger durch spanische Wände abgetrennt. Und das schönste war dann noch, dass sie uns die Weinflasche weggenommen haben als wir noch kurz einen Plausch mit unseren Pilgerbekannten hielten, obwohl ich auf Englisch (Merke: vor dem nächsten Caminoabschnitt Spanisch lernen!) ausdrücklich gesagt hatte, dass wir wiederkommen würden. Meine Beschwerde bei der Chefin fruchtete: die Flasche tauchte in der Bar später wieder auf. Wenn man vom Lepœderpass (1430 m) herunterkommt (dort sollte man nicht den steilen und etwas kürzeren Abstieg nehmen sondern den Weg rechts, der immer wieder das kleine Sträßchen abkürzt) taucht erst die Kapelle am Ibañeta-Pass mit der Rolandstele (Roland, der im Auftrag Karls des Großen kämpfte, fiel hier 778 in einer Schlacht gegen die Basken!) auf, dann plötzlich der meist im Dunst liegende Klosterkomplex. Wir hatten viel Glück mit dem Wetter bei der Pyrenäenüberquerung. Fast nur Sonne, kaum Nebel und überhaupt kein Regen. Außerdem stellte sich als vorteilhaft heraus, dass wir schon eine Woche auf den Beinen waren, so dass uns die wohl schwerste Etappe des ganzen Camino nicht umhaute. Im Stift gab es nach Ausfüllen eines Formulars das Credential, in dem die einzelnen Etappen abgestempelt werden. Ohne Credential kann man in vielen Pilgerherbergen nicht übernachten. Außerdem braucht man es in Santiago für die Compostella, die man bekommt, wenn man mindestens die letzten 100 Kilometer nach Santiago gewandert ist. Neben den Personendaten musste man im Formular den Grund für die Reise angeben: religiös, spirituell, kulturell oder sportlich. Ich konnte mich nur schwer entscheiden, hab am Ende "spirituell" angekreuzt. In diesem Zusammenhang fand ich es recht überraschend, dass die Mehrzahl der Wanderer nicht aus religiösen Motiven unterwegs zu sein scheint. Außer mit Monique sprachen wir mit niemandem, der seinen Glauben besonders durchblicken ließ. Es sind viele junge Leute auf dem Pilgerweg; zum einen weil es wohl gerade in ist, zum anderen weil das Unbehagen am kapitalistischen Materialismus zuzunehmen scheint und man auch deswegen momentan viel auf der Suche ist. Hierhin passt auch dies: In der Bar unseres Hotel war ich das einzige Mal auf der Wanderung online. Für einen Euro gab es 18 Minuten Internet. Nachdem ich das Wetter (sah gut aus), meine E-Mail (nada außer Newslettern und Spam), die Nachrichten (nix weltbewegendes) und mein Blog (Aktivität = null) gecheckt hatte, waren noch zwölf Minuten übrig. Ich hatte keinerlei Ahnung, was ich damit machen sollte. Das Internet war völlig reizlos und total überflüssig geworden. Ich gab das Onlinezeitguthaben weiter an den Nachbartisch. link (one comment) ... comment [travel] August 19, 2007 at 10:11:00 PM CEST Der Camino ist lang, aber wir sinds auch!
link (no comments) ... comment [travel] August 18, 2007 at 10:09:00 PM CEST (Live-Blog von jemandem, der fast angekommen ist, z.T. per Handy auf dem Weg geschrieben) link (no comments) ... comment [travel] August 18, 2007 at 5:52:00 PM CEST
link (no comments) ... comment [travel] August 16, 2007 at 10:49:00 PM CEST camino cat content
link (no comments) ... comment [travel] August 15, 2007 at 8:41:00 PM CEST
link (no comments) ... comment [travel] August 14, 2007 at 1:04:00 PM CEST Liebe kennt keinen Schweiß nicht Auch so eine Spezies für sich: die Pärchen, die händchenhaltend den Jakobsweg gehen. Wir trafen u.a. am zweiten Wandertag ein junges dütschschweizer Paar hinter Maslacq. Als wir sie einige Tage später wiedersahen, hatten sie sich immer noch nicht losgelassen, wenn ich mich recht erinnere. link (no comments) ... comment [travel] August 11, 2007 at 9:17:00 PM CEST
link (no comments) ... comment [travel] August 9, 2007 at 10:11:00 PM CEST U-Topie Für den Rest seines Lebens nur noch die verschiedenen Jakobswege rauf und runter zu laufen. Da gibt es wohl einen ehemaligen Trappistenmönch, der versucht, wie sein Vorbild 30.000 Kilometer zu schaffen. Ich wünsche ihm Erfolg. Was wird er bloß danach machen? link (no comments) ... comment |
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last updated: 9/25/24, 10:42 PM subscribers: 390 contact: alex63 at bigfoot dot com 40 years, 40 albums why this is called close your eyes some photos ![]() Youre not logged in ... Login
![]() ![]() ![]() XXVIII: 1998 Cat Power - Moon Pix The other albums Most people voted for Massive Attack's Mezzanine in the poll. ... by alex63 @ 9/25/24, 10:42 PM Tom Liwa - Im Tal der nackten Männer (Lyrics) Es war ein weiter Weg Den Kaiserberg runter bis zu dir Mit Sternen in ... by alex63 @ 8/14/24, 5:16 PM ...
Hier geht es weiter. Schon mehr oder weniger seit über 10 Jahren... by alex63 @ 12/8/21, 5:41 PM ...
Der Schachchamp hieß entweder Miguel oder evtl. Manuel. Es gab noch eine ... by alex63 @ 2/23/21, 8:55 AM mp3 blogs/rotation etc. Update: The most useful site in this category is the mp3 blog ... by alex63 @ 1/26/20, 12:23 PM ...
du hast recht, die angeblichen lifetime forward mailadressen von bigfoot wurden irgendwann ... by alex63 @ 12/20/19, 11:23 PM ![]()
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