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Cherche les coquilles Saint Jacques! Roncesvalles ist der Startpunkt des Camino Francés auf spanischer Seite. Dieses Schild am Ortsausgang ist wahrscheinlich das meistfotografierte auf dem ganzen Camino. Als wäre zwischen Roncesvalles und Santiago nichts. Kein Pamplona, kein Burgos, kein Léon, kein Spanien. Roncesvalles (24 Einwohner) ist die klassische Pilgerstation. Sie besteht hauptsächlich aus dem Augustinerkloster von 1132. Die Mönche von Roncesvalles waren im Mittelalter als der Pilgertourismus und die Reliquienindustrie florierten (es kursieren allein 14 heilige Vorhäute) sehr wohlhabend. Sie besaßen Ländereien von Schottland bis nach Portugal. Man sagte, dass ein Pilger aus Deutschland den ganzen Weg bis Santiago durch in ihrem Besitz befindliche Felder gehen konnte.

Im Klostergewölbe gibt es einen Hundertbettenschlafsaal für die Pilger. Zelte sorgten für zusätzliche Schlafplätze als wir da waren. Wir als Luxuspilger schliefen im Hotel Posada. Dort praktizierten sie eine für Spanien typische Klassentrennung. Wir wollten mit einigen Pilgern, die wir auf dem Weg kennengelernt hatten, dort essen, aber es ging nicht. Die Pilger hatten Gutscheine für ein Pilgermenü und wurden von halb acht bis kurz nach acht abgefertigt. Wir durften ab acht unser Menü für Hotelgäste einnehmen. Zusätzlich war unser Essbereich von dem der Pilger durch spanische Wände abgetrennt. Und das schönste war dann noch, dass sie uns die Weinflasche weggenommen haben als wir noch kurz einen Plausch mit unseren Pilgerbekannten hielten, obwohl ich auf Englisch (Merke: vor dem nächsten Caminoabschnitt Spanisch lernen!) ausdrücklich gesagt hatte, dass wir wiederkommen würden. Meine Beschwerde bei der Chefin fruchtete: die Flasche tauchte in der Bar später wieder auf.

Wenn man vom Lepœderpass (1430 m) herunterkommt (dort sollte man nicht den steilen und etwas kürzeren Abstieg nehmen sondern den Weg rechts, der immer wieder das kleine Sträßchen abkürzt) taucht erst die Kapelle am Ibañeta-Pass mit der Rolandstele (Roland, der im Auftrag Karls des Großen kämpfte, fiel hier 778 in einer Schlacht gegen die Basken!) auf, dann plötzlich der meist im Dunst liegende Klosterkomplex.

Wir hatten viel Glück mit dem Wetter bei der Pyrenäenüberquerung. Fast nur Sonne, kaum Nebel und überhaupt kein Regen. Außerdem stellte sich als vorteilhaft heraus, dass wir schon eine Woche auf den Beinen waren, so dass uns die wohl schwerste Etappe des ganzen Camino nicht umhaute.

Im Stift gab es nach Ausfüllen eines Formulars das Credential, in dem die einzelnen Etappen abgestempelt werden. Ohne Credential kann man in vielen Pilgerherbergen nicht übernachten. Außerdem braucht man es in Santiago für die Compostella, die man bekommt, wenn man mindestens die letzten 100 Kilometer nach Santiago gewandert ist. Neben den Personendaten musste man im Formular den Grund für die Reise angeben: religiös, spirituell, kulturell oder sportlich. Ich konnte mich nur schwer entscheiden, hab am Ende "spirituell" angekreuzt. In diesem Zusammenhang fand ich es recht überraschend, dass die Mehrzahl der Wanderer nicht aus religiösen Motiven unterwegs zu sein scheint. Außer mit Monique sprachen wir mit niemandem, der seinen Glauben besonders durchblicken ließ. Es sind viele junge Leute auf dem Pilgerweg; zum einen weil es wohl gerade in ist, zum anderen weil das Unbehagen am kapitalistischen Materialismus zuzunehmen scheint und man auch deswegen momentan viel auf der Suche ist.

Hierhin passt auch dies: In der Bar unseres Hotel war ich das einzige Mal auf der Wanderung online. Für einen Euro gab es 18 Minuten Internet. Nachdem ich das Wetter (sah gut aus), meine E-Mail (nada außer Newslettern und Spam), die Nachrichten (nix weltbewegendes) und mein Blog (Aktivität = null) gecheckt hatte, waren noch zwölf Minuten übrig. Ich hatte keinerlei Ahnung, was ich damit machen sollte. Das Internet war völlig reizlos und total überflüssig geworden. Ich gab das Onlinezeitguthaben weiter an den Nachbartisch.


 
 

Das Interneterlebnis hatte ich ähnlich - im einzigen Internetcafé von Falun. Die vergessene Buchungsnummer für die Rückfahrt gecheckt, keine dollen E-Mails, nichts los auf dem Blog, keine Neuverpflichtungen meines Fußballklubs... nach den Nachrichten habe ich dann schon gar nicht mehr geguckt.

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