Erste Trainingseinheit zum Chaselauf. Wenn ich richtig gezählt habe, wäre das mein zehnter. Die Feld- und Wiesenwege total matschig. Falle nicht hin. Laufzeit natürlich schlecht, aber ziemlich egal, Hauptsache Schweinehund besiegt. Auf dem Rückweg kommt sogar die Sonne raus. Über dem Taunus braut sich allerdings was zusammen. Dunkelgraue, tiefe Regenwolken sind im Anmarsch. Niemanden auf dem Weg getroffen. Die Sonntagmorgenwelt gehört mir fast ganz allein. Auch die Hundebesitzer kommen heute vor acht kaum raus ins Freie.

Haruki Murakamis Wovon ich rede, wenn ich vom Laufen rede gelesen. Ein guter Titel (von Raymond Carvers Witwe "genehmigt"), ein schönes Umschlagsfoto vom umgekehrten Marathon von Athen nach Marathon, ein vielversprechendes Vorwort, das Laufen kurz als Wahl der Qual umreisst. Anschließend aber leider fast nur noch seichtes Lauftagebuchgeschreibsel. Die 160 Seiten hätte man locker auf 20 Seiten komprimieren können. Von Günter Herburger bin ich wohl etwas verwöhnt was luzide Bücher von Schriftstellern zum Thema angeht. Dass Murakami beim Joggen am liebsten Lovin' Spoonful, Eric Clapton und die Rolling Stones hört, ist irgendwie symptomatisch. Zum einen ist das ein altbackener, stinklangweiliger Musikgeschmack, zum andern höre ich beim Laufen mit Vorliebe die Natur und sich mit Kopfhörern abschirmende Läufer sind mir suspekt. Na gut, ich laufe auch normalerweise nicht im Verkehr auf der Straße. Etwas was ich auch nie verstanden habe, wieso so viele auf asphaltierten Wegen laufen. War jedenfalls endgültig mein letztes Büchlein von Murakami, sein Publikum ist ja auch groß genug, er wird ohne mich bestimmt auch ganz gut durchkommen.

gelegentlich setze ich mich auf mein ergometer und trete für eine knappe halbe stunde in die pedalen. wenn ich fertig bin, merke ich mir den endpuls, lege erst die hände auf den lenker, dann den kopf auf die hände und mache anschließend die augen zu. nun warte ich eine minute, um erneut den puls zu nehmen und die relative pulsreduktion - je höher, desto besser - zu errechnen. die dauer dieser minute nach der körperlichen anstrengung bei einem puls von 150-160 schätze ich jedes mal systematisch falsch ein. spätestens nach 30-35 sekunden öffne ich die augen und gucke auf die uhr. es ist mir noch nie gelungen nach z.b. erst 50 sekunden aufzublicken. nach 30 sekunden ist eine ewigkeit vergangen, eine zweite ewigkeit kann ich dann nicht mehr warten. einmal habe ich, glaube ich, erst nach 75 sekunden also zu spät auf den pulsmesser geguckt. das lag allerdings daran, dass ich durch das radio abgelenkt war. es lief dort ein beitrag, dem ich zugehört hatte. und gleichzeitig die zeit völlig vergessen.

Körpergleichung: Drei Monate kein Sport = Ruhepulsverdopplung

Body equation: Three months without exercise = doubling of the resting pulse rate

Tim Krabbés Das Rennen geht in etwa so aus, wie ich es mir vorher gedacht hatte. Ich sag jetzt nicht wie, nur zwei Kurzauszüge, die ziemlich gut den Geist des Radsports - der zweite gilt für alle Wettkampfsportarten - auf den Punkt bringen:

Das Zitat wird Hennie Kuiper in den Mund gelegt, der später noch einmal erwähnt wird. Sehr passend als Hinterradlutscher der schlimmsten Sorte, der zwar die Etappe aber nicht die Tour gewinnt.