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Werner Herzog - Stroszek


Dass die Darsteller und die Dargestellten in diesem Film von 1977 dieselben (Vor)namen haben, deutet schon darauf hin, dass es sich um einen realistischen Film handelt. Bruno S., der gerade seinen 75ten Geburtstag feiern konnte, spielt hier nach dem Kaspar Hauser in Jeder für sich und Gott gegen alle zum zweiten und wahrscheinlich letzten Mal die Hauptrolle in einem Herzogwerk. Er spielt sich selbst, ein Berliner Original mit sehr eigener Artikulation, das bis heute in den Hinterhöfen musiziert, in Heimen aufgewachsen ist und nicht in den besten Kreisen verkehrt. Man kann es sich sehr gut vorstellen, wie er drei Jahre zuvor in Cannes während einer Pressekonferenz mit dem Satz "Ich habe heute das erste Mal das Meer gesehen" für eine Sekunde die Zeit hat stillstehen lassen.

Da ist zum einen die authentische Darstellung des Zuhältermilieus mit zwei Profis, dem Ex-Boxer Norbert Grupe (aka Prinz Wilhelm von Homburg) im Pelzmantel und Burkhard Driest, die beide in ihrem wahren Leben lange Jahre im Knast zugebracht haben. Ebenfalls typisch Herzog ist zum andern das Spiel mit den Extremen, es geht los mit dem kleinsten Papierschiffchen der Welt, das ein Mithäftling Bruno am Tag seiner Freilassung schenkt, wird fortgeführt mit der Versteigerung von Bruno's und Eva's mobile home durch den so schnell sprechenden Auktionator, dass man nur noch ein rhythmisches, nasales Gesumme hört, nicht mal mehr eine einzige Zahl. Da hat sich Herzog am Rande der Viehauktionator-WM im Amishland (s. den ebf. auf der DVD befindlichen Film How much wood would a woodchuck chuck) den Versteigerer mit den meisten Silben pro Sekunde ausgesucht, der übrigens lustigerweise nicht gewonnen hat. Und endet mit einem tanzenden und einem klavierspielenden Huhn irgendwo in einem Vergnügungspark (das Wort geht mir nur schwer über die Tastatur) im Süden der USA. Dann erklingt noch ein Schuss, der mit Bruno besetzte Sessellift lässt sich nicht mehr abschalten und fährt genauso wie der Abschleppwagen (ohne Bruno) ewig im Kreis weiter und der American Dream ist ausgeträumt. Den Film hat dann später Ian Curtis an seinem letzten Abend gesehn - eigentlich sollte Joy Divison ja eine US-Tournee machen - und seine Konsequenzen gezogen. Wobei ich gestehen muss, dass ich eigentlich gedacht hatte, der Film wäre düsterer und nicht so tragikkomisch, man kann diese abgedrehte, klischeebeladene Geschichte eigentlich nicht ernst nehmen.

Es gibt viele Passagen, die man lieber nicht gesehn hätte, wie die Szene wo der Fiesling Norbert (oder heißt er Wilhelm?) Bruno auf dem Klavier knien lässt und ihm den Hintern versohlt sowie ihn mit seinen eigenen Glocken drapiert. Und doch ist es ein Film über den man sich hinterher so seine Gedanken macht, über den man herrlich philosophieren kann, dessen Bilder einem nicht so schnell aus dem Kopf gehen.

Drei Sterne. 1.747 Nutzer der IMDb sind gnädiger und geben im Schnitt 8,1/10.


 
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Festen


gesehen und geliebt. Vinterberg und von Trier. Der eine verfilmt die Durchgeknalltheit der Gesellschaft. Der andere seine eigene.


 
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Ceux qui m'aiment prendront le train


Supertitel, Supersoundtrack (vor allem die ersten 57 Sekunden von Jeff Buckley's Last Goodbye, außerdem Rita Mitsouko, Massive Attack, Portishead (von der Zweiten), Cake und am Ende Mahler), Superchaos im Zug und Superschwulenstory. Trotzdem eigentlich nicht my cup of tea. Patrice Chéreau anno 1998.


 
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magic words


madagascar & constantinopel.

from one of my favourite woody allen movies the curse of the jade scorpion. together with a midsummer night's sex comedy. it's when he reinterprets shakespeare's much ado about nothing that i love him most.


 
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Inselbegabung



Schöner Artikel über Kim Peek, den sein Vater auch Kim-Puter nennt. Er war das Vorbild für den von Dustin Hoffmann gespielten Rain Man. Anscheinend ist er gar kein Autist! Seine mnemotischen Fähigkeiten, die er jetzt auch spielerisch assoziativ anwendet, da reines Auswendigwissen ihn inzwischen langweilt, sind deswegen allerdings kein bisschen weniger erstaunlich.


 
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Rudolf Thome - Detektive


Nach den guten Kritiken hier und hier musste ich mir das wieder ausgegrabene 69er Frühwerk von Rudolf Thome ansehen. Die Erwartungen waren nicht hoch. Im Vergleich zu dem völlig verkorksten ein Jahr jüngeren Rote Sonne war ich sogar fast positiv überrascht von diesem chaotischen Krimiplot voller Totalloser über eine Privatdetektei. Die Dialoge wiederum banal und an der Grenze der Dümmlichkeit, die schauspielerischen Leistungen auf Untergrundniveau. Iris Berben mit seltsam hoher, piepsiger Stimme. Bereits hier nackend im Bett. Irgendwie symptomatisch für sie. Uschi Obermaier als verluderte Assistentin überzeugender als in Rote Sonne, aber doch im Grunde auch wieder nur schöne Staffage. Marquard Bohm war er selbst, wie wahrscheinlich in allen seinen Filmen. Mein schon lange nicht mehr vorhandener Glaube an die zeitgenössische Filmkritik mal wieder vollstens bestätigt. Es wäre besser gewesen, man hätte dieses unbeholfene Amateurfilmchen nicht wieder aus dem Orkus ins Rampenlicht gezerrt.

Ein Stern.

Imdb User Rating: 7.3/10 (14 votes)


 
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"Ein Tag im Leben des Kinos" ist eine Wette auf die Vollständigkeit der Filmgeschichte. Das Ziel ist es, jede Minute des Tages und der Nacht mit einem Still aus einem Film zu dokumentieren. Wir beginnen um 12 Uhr mittags. Es geht dann weiter, wie es der Zufall der Sichtung will. Das Prinzip: Jeweils eine Einstellung mit der Uhrzeit, gut sichtbar. Dazu ein Frame, der der Uhr unmittelbar vorausgeht, und einer, der unmittelbar folgt. Je Film nur eine Minute. Macht 1440 Minuten und 1440 Filme. Eine Wette, wie gesagt. Hinweise auf Uhren in Filmen oder gar eingesandte Stills sind jederzeit willkommen.

Interessantes, ambitioniertes Projekt, das Ausdauer erfordert. Zehn Standbilder haben Sie da bei Jump Cut bis jetzt zusammen. Die restlichen 1430 werden sich ja bestimmt auch noch finden. Falls nicht, dann fänd ich es klasse, wenn jemand einen Film drehen würde mit den fehlenden Uhrzeiten.


 
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Das Leben der Anderen ist übrigens ein großartiger Film. Alle Leute, die etwas anderes behaupten, kann man ruhigen Gewissens ignorieren. Weil sie borniert sind. Meine Lieblingsszene ist die, wo Wiesler (der Stasispitzel, gespielt von Ulrich Mühe) mit dem kleinen Jungen und seinem Fußball im Aufzug ist. Der Junge fragt ihn, ob er von der Stasi ist und er fragt zurück, ob er überhaupt weiß was die Stasi ist. Der Junge sagt, dass sein Vater ihm gesagt hätte, dass dies Leute sind, die andere in den Knast bringen. Wiesler fängt seine nächste Frage an mit "Wie heißt denn dein ...?" und überlegt lange bevor er mit "Ball" vollendet. Einer von vielen Turning Points im Film, der eine Achterbahnfahrt darstellt. Der Junge sagt, dass er aber komisch drauf wäre, Bälle hätten doch keine Namen. Der Film ist menschlich und unheimlich authentisch. Das Einzige, was mich im Nachhinein gestört hat, ist die Schwäche der Frauenfiguren. Die einzige Frau, die wirklich überzeugt, ist die Nutte, die Wiesler auf sein Zimmer bestellt. Sie ist effizient, sie macht ihren Job. Gut. Alle anderen sind Pappmachéfiguren. Zum einen liebe ich Filme mit starken Frauen (vor allem von Truffaut). Zum andern waren die Frauen in der DDR alles andere als schwach. Die Emanzipation wurde im Westen totgelabert, im Osten wurde sie praktiziert. Die meisten Frauen waren dort berufstätig. Es ist kein Zufall, dass Angela Merkel Kanzlerin geworden ist.


 
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lautloses klettband


garden state. was für ein wunderschöner, versponnener film übers erwachsenwerden oder so was ähnliches. coming of age würde man wohl im englischen sagen. die großen themen tod und liebe werden humorvoll und locker abgehandelt ohne seicht zu wirken. sprühend vor lebendigkeit, echtheit. die spontaneität kommt voll rüber. lustig, dass ich ab einem bestimmten moment die englischen untertitel nicht mehr lesen konnte. man hört schneller als man liest. natalie portman's stimme nervt am anfang, zu schrill ihr organ. aber man gewöhnt sich dran im laufe des films. voller sprödem charme. wenn ich ihn vergleiche mit dem letzten chabrol und dem letzten atom egoyan, die beide belanglose kind of detective stories waren, muss ich sagen, dass filme von jungen leuten einfach mehr sex-appeal haben. überraschender soundtrack, kannte eigentlich nur den nick drake und den coldplay-song, insgesamt sehr soft, etwas zu sehr für meinen geschmack. fast alles indie. what will we do now? fragt largeman seine samantha am ende. das ist die große frage. wenn die liebe gewonnen hat, was macht man anschließend? hoffentlich gibt es eine fortsetzung von dem film. wenn nicht, dann erträum ich sie mir.

vier sterne.


 
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James Mangold - Identity (2003)


  • The late answer to David Byrne's question "Psycho killer, qu'est-ce que c'est?"
  • Imagine realising that you are only a character in a dream of someone else.
  • Agatha Christie's mind has been in a similar house before. A house which is cut off the rest of the world. A house where eleven people meet who haven't met before. Where irreversible things seem to happen.
  • This is one of those movies - a little bit like Usual Suspects in that respect - where the director and writer try to fool the audience. Something I don't like usually. But at least they kind of resolve the mystery in the end. A film which has so many turns that it makes you dizzy. Pure suspense from the first second on.

Four stars.

Imdb user rating: 7.3/10


 
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