tja schon wahr. das design ist suboptimal. aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das der einzige grund für das schattendasein, was dieses blog führt, ist. wenn du noch ein zweites werther-blog startest mit zeitlicher korrespondenz zum text, dann solltest du unbedingt dafür sorgen, dass du von anfang an die maximale anzahl von lesern hast. weil die anzahl der aktiven leser auf jeden fall gegen null gehen wird im laufe der zeit. beim werther sind die einzelnen briefe nicht unabhängig und nicht für sich selbst stehend wie adornos minima moralia. wo theoretisch (in der praxis auch kaum) jedermann jederzeit einsteigen kann. ich würde natürlich sofort für dich werbung machen, aber viel bringen wird das auch nicht. bei den mm startete es damals so furios weil der sofa blogger das projekt mit promotete. in any case, wenn du am 4.5. dein werther-blog startest, bin ich auf jeden fall mit von der partie. off-topic: an den minima moralia hast du kein interesse, oder doch?

ein backlink von touch & go records weil ich vorhin auf der seite war und wahrscheinlich den back-button geklickt habe. coco rosie habe ich da gesucht nachdem ich sie gerade bei der ball ist rund in hr2 gehört habe. aus einem backlink kann man wahrscheinlich ein ganzes leben rekonstruieren. internet ist schon klasse, oder?

Den Besucherfaktor habe ich diesmal naiverweise außer Acht gelassen. Weiß auch nicht, wie ich in diesen 'Ich schreibe für mich; ich mache das Projekt für mich'-Gedankengang gekommen bin.

In Bezug auf MM: Ich habe unter anderem Namen Zutritt zu empire, lese dort auch gerne mit, fühle mich am nicht im Stande Adornos Texte zu interpretieren. Ich denke, dass ich dafür noch zu jung bin und mir der geistige Weitblick fehlt. Und blamiere will ich mich schon gar nicht :)

das mit dem alter ist mir erst kürzlich beim lesen von brain farts aufgefallen. von dem stil und der substanz her, hätte ich den autoren wesentlich älter eingeschätzt. irgendwie habe ich die klaren hinweise immer ausgeblendet.

das mit der angst sich zu blamieren, habe ich schon öfter im zusammenhang mit den mm gehört. finde ich etwas schade. das ist wahrscheinlich auch eher ein ding von jüngeren leuten. ich sehe da bei fast jeder diskussion ziemlich schlecht aus, aber das ist ja im grunde die idee gewesen. ich wollte etwas dazulernen, mich mit einem text und denker, der mich eigentlich nie tangiert hat, mit anderen gemeinsam auseinandersetzen. eine win-win situation. man gibt etwas und bekommt mindestens genau so viel zurück. adorno ist eine ungeheuer harte nuss, die man alleine nur schwer knacken kann, finde ich zumindest.

ein bisschen erweitert hat das meinen horizont bestimmt, meine ursprüngliche adorno-ignoranz ist einem eingeschränkten verständnis gewichen. wobei mein verhältnis zu adorno sehr zwiespältig ist. noch zwiespältiger als das zu nietzsche. und doch habe ich bei ihm immer das gefühl, egal wie arrogant und selbst von sich eingenommen er ist, dass ich ihm unrecht tue weil ich ihn missverstehe (bei nietzsche früher übrigens auch oft).

Ich blende das Alter in meinem Weblog ganz bewußt aus, obwohl ich weiß, dass viele meiner Leser damit kein Problem haben. Ich denke oft, dass meine Texte über Tod und psychische 'Krankheiten' glaubhafter wirken, wenn sie scheinbar von einem Mitdreißiger geschrieben wurden. Ich schäme mich manchmal dafür, dass ich dank meiner Arbeit solch tiefgreifenden Erlebnisse habe, die so gar nicht in das Bild einer konsumorientierten und spassigen Jugendgeneration passen. Sowieso: Denkt man, dass der Autor eines Weblogs ein Studierter, ein scheinbarer Geistesmensch ist, interpretiert man seine Texte oft unberechtigterweise hoch. Diesen Vorteil versuche ich ab und an auszunutzen.

Zurück zu Adorno. Als Empire startete, kaufte ich mir MM. Nachdem ich beim alleinige Leser schnell scheiterte, las ich einige Kapital mit einem geistig sehr gewandten Freund, der die nötige Konzentration aufbrachte, Adornos Text verständlich vorzulesen. Zusammen war es tatsächlich einfacher seinen Sätzen einen Sinn abzuringen (einen Sinn, und nicht dem Sinn, denn der Text muss wegen seiner Verschachtelung interpretiert werden). Trotzdem war ich sehr unzufrieden mit dem Buch. Immer wieder der Gedanke, dass es nur von einem elitären Kreis verstanden werden kann. Warum wurde es derart kompliziert geschrieben? Mein anfänglicher Enthusiasmus wich einer Wut auf Adornos Satz- und Fremdwörtergebrauch. Kurz nach diesem Adorno-Erlebnis bin ich dazu übergegangen, nur solche Werke und Traktate zu lesen, die mir auf Anhieb klar verständlich waren, was eine sehr engstirnige Einstellung ist. Du schreibst, dass Du ihn nicht missverstehen willst. Genau so geht es mir auch, aber im gleichen Augenblick denke ich mir, dass ich deshalb kurz davor bin seine Texte hochzuinterpretieren, ihnen mehr Brillanz und Tiefgang zuzusprechen als sie besitzen. Du merkst vielleicht, dass ich mich in einem Netz von erkenntnistheoretischen Gedanken verfangen habe, aus denen ich so schnell nicht entkomme. Zumindest dürfte damit klar sein, warum ich zu empire nichts beitragen kann.