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[films] December 18, 2006 at 7:38:00 AM CET Hans-Christian Schmid - Lichter (2003) Endlich mal wieder ein Film, der mich umgehauen hat. Eine Art Short Cuts von Frankfurt/Oder und Lubice, der Stadt auf der polnischen Seite des Flusses. Es werden fünf verschiedene Geschichten erzählt, die ineinander verwoben sind. Protagonisten tauchen in mehreren Geschichten auf, zum Teil nur am Rande und ohne sich zu kennen. Dies, die düstere Stimmung und die Schicksalhaftigkeit erinnert sehr an Kieslowskis Dekalog. So ziemlich die letzten Filme - das ist schon wieder über 15 Jahre her - die mich überwältigt haben. Ein Darsteller aus dem Dekalog, der die Hauptfigur in Blanc war, Zbigniew Zamachowski, spielt hier einen polnischen Taxifahrer, der versucht, das Geld für das Kommunionskleid seiner Tochter in letzter Minute zusammenzubekommen. Es gelingt ihm zwar, aber... Der Haupterzählstrang befasst sich mit Flüchtlingen aus der Ukraine, die am Anfang aus einem Lkw-Laderaum in ein Wäldchen abgesetzt werden. Sie denken, sie wären in Deutschland, sie sind auch nicht weit - man müsste die Zeitschraube um 80 Jahre zurückdrehen und alles wäre okay oder auch nicht - der schwierigste Schritt in das gelobte Land steht ihnen aber noch bevor. Spoiler Alert: Einer wird es schaffen, er kann das Versprechen an seinen Bruder einlösen, Bilder vom Potsdamer Platz zu schiessen, an dessen Neuaufbau der Bruder beteiligt war. Das geht nicht mit moralischer Integrität, nicht ohne Verrat an derjenigen, die etwas für ihn riskiert hat, aber es geht. Und tut im Grunde niemandem wirklich weh, auch wenn es natürlich irgendwo völlig absurd ist, die missglückte Architektur dieses Platzes auf Zelluloid zu bannen. Des weiteren gibt es die Geschichten um eine deutsche Zigarettenschmugglerfamilie ohne Mutter und die über den Matratzenking von Frankfurt/Oder, der einen quicklebendigen Totalloser spielt, den man ob seiner vergeblichen Chuzpe eigentlich nur liebhaben kann. Nicht zu vergessen die Immobilienstory, die auch nicht wirklich gut ausgeht. Ich sag nur "Willkommen im wirklichen Leben." Ein Grund, warum ich diesen Film so mochte, war mit Sicherheit, das ich absolut nichts von ihm erwartet habe, hatte sogar völlig vergessen, worum es ging und warum ich ihn auf die Amazon-Verleihliste gesetzt hatte. Nichtsdestotrotz, Erwartungshaltung hin oder her, dies ist ein Meisterwerk des Realismus, Hans-Christian Schmid kommt nicht umsonst vom Dokumentarfilm her, erzählt zusammen mit dem Co-Autor Michael Gutmann schnörkellos seine Stories, die packend von Bogumil Godfrejów, der kein Deutsch spricht, gefilmt wurden. Die Handkamera ist sehr nah an den Schauspielern, nicht idiotisch verwackelt und affektiert amateurhaft wie in manchen Dogma-Filmen, aber doch unruhig und wach. Vor allem am Anfang geht alles sehr schnell, abrupte Szenenwechsel, Kameraschwenks. Es ist alles sehr direkt, es geht Zack auf Zack ohne Herumgeplänkel. Der Zuschauer wird herausgefordert, muss auf dem Quivive sein, um die Storylines auseinanderzuhalten und zu entknoten. Ein sehr menschlicher Film, es gibt kein Gut und Böse, nur Figuren, die nicht anders können. Keiner hat Recht, kämpfen müssen sie alle. Erfolg haben die wenigsten. Außerdem eine sehr passende Filmmusik von The Notwist aus dem oberbayerischen Weilheim (haben die eigentlich nach Neon Golden, was mich ja damals underwhelmed hat weil ich es zu zugänglich und die Stimme des Sänger zu dünn und nervig fand, noch was veröffentlicht?). Bzgl. Crazy (Schmid's Durchbruch) hat sich jetzt bei mir eine Erwartungshaltung aufgebaut. Ein Film, den ich eigentlich unter "contemporary, harmless and superfluous" abgehakt hatte.
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last updated: 9/25/24, 10:42 PM subscribers: 390 contact: alex63 at bigfoot dot com 40 years, 40 albums why this is called close your eyes some photos status Youre not logged in ... Login
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