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[travel] April 9, 2006 at 2:25:00 PM CEST
Amalfiküste im Rückblick
Immer wieder überraschend, wie nett und offen die meisten Leute reagieren, wenn man sie anspricht. Mein Vater fragt ohne Hemmungen fast jeden nach dem Weg, der Bushaltestelle oder fängt einfach so ein Gespräch mit Fremden an. Ich bin da immer noch etwas gehemmt. Wir hatten phantastisches Glück mit dem Wetter. Bis auf unseren freien Tag in Pompeji, das war vorvorgestern, schien immer die Sonne. Ein vollkommen geglückter Urlaub, anders kann man es nicht sagen. Was wird im Gedächtnis bleiben?
- Der Minorianer, zu dem wir uns auf die Bank an der Strandpromenade setzten, der zehn Jahre im Interconti in Hannover als Croupier gearbeitet hat und inzwischen früh pensioniert ist. Der meinte, er würde nur ein bisschen deutsch sprechen, obwohl sein Deutsch ziemlich exquisit war. Der nicht wählen wird, obwohl er nichts gegen einen Sieg Berlusconis hätte weil der im Gegensatz zu seinem Gegenspieler Prodi wüsste, was er will. Berlusconi (ein Schweinsgesicht par excellence), der es als einziger italienischer Ministerpräsident nach Mussolini geschafft hat, eine ganze Legislaturperiode durchzuhalten.
- Der achtzigjährige Alte auf der Piazza in Pontone, der auch drehte, allerdings mit einer Zigarettendrehmaschine. Der zu meinem Vater meinte, zero mathematica weil mein Vater, der kein Italienisch whatsoever spricht, Probleme hatte das Geburtsdatum des Alten zu notieren. Der mich völlig zu recht fragte, wieso ich kein Italienisch spräche.
- Die beiden vom Fruchtwasser noch feuchten Zicklein, die der jugendliche Ziegenhirte gerade aus dem Bauch der Geiß gezogen hatte als wir auf dem Sentiero degli Dei um die Ecke kamen. Die Mutterziege, die ihre beiden Sprösslinge abschleckte.
- Die Treppenwege, denen man als Wanderer an der Costiera Amalfitana nicht entkommen kann. Am Eindrucksvollsten der Weg von Nocelle hinunter auf die Küstenstraße am östlichen Ortseingang von Positano. Fast 440 Meter Höhendifferenz werden mit 2238 Stufen (Quelle: einer, der sie hochgegangen ist) überwunden. Um die Füße zu schonen, sprang ich auf den vorderen Fußballen von Stufe zu Stufe anstatt mit der Ferse zuerst aufzutreten und dann hart aufzusetzen. Beim Anwenden dieser Treppenhinuntergehtechnik war die automatische kaum merkliche Beschleunigung der Schritte das Hauptproblem. Ich musste gelegentlich innehalten, da ich sonst im Geschwindigkeitsrausch die Stufen heruntergefallen wäre. Man läuft sich in eine Trance nach einer Weile. Wehe, wenn man anfängt über das Springen nachzudenken. Der Fall ist vorprogrammiert. Unten angekommen war ich schweißgebadet.
- Die auf die Siebzig zugehende Schwäbin, die mit uns von Bomerano hinunter nach Positano auf dem Sentiero degli Dei ging. Alleine unterwegs weil sie in der Bekanntschaft niemanden gefunden hatte, der solche Touren noch machen würde. Die das Bewusstsein in ihren Füßen wach halten will durchs Wandern in den Bergen.
- Die engen dunklen von den Häusern überwölbten Treppengassen von Atrani, der flächenmäßig kleinsten Gemeinde Italiens. Und die pittoreske Piazza.
- Die hinterlistige Alte, die uns in ihrem Tante-Emma-Laden in Minori zwei Orangen und zwei Mandarinen für vier Euro verkaufen wollte. Sie ging nach Rückfrage Vaters dann einen Euro runter. Später kaufte ich zwei Orangen nebenan für 65 Cent.
- Die Eidechsen, die überall auf den niedrigen Mauern der Wanderwege saßen und vor den durch unsere Schritte erzeugten Vibrationen flüchteten.
- Der Maultierreiter auf dem Sentiero degli Dei. Wir hörten von weitem ein Geschrei von den Felsen widerhallen, dass sich für mich wie Babywimmern anhörte. Die anderen meinten, es wären Tierlaute. Als der Reiter näher kam, konnte man sehen, dass er ein weißes Leinenbündel mit etwas drin hatte. Ein Lamm, dass er in Bomerano verkaufen wollte? Plötzlich hörte das Wimmern auf. Der Reiter passierte uns auf einem höher gelegenen Nebenweg. Im leichten Dunst kam er mir vor wie ein Erlkönig. Gespenstisch.
- Der Dottore der Archäologie, der uns durch Pompeji führte. Der wie wild mit seinem bunten Regenschirm rumfuchtelte und damit auch gelegentlich Mitglieder der Gruppe streifte. Der eine eigene Erklärung für die Gipsabdrücke der in Pompeji am Gas erstickten unterm Bimsstein begrabenen Pompejaner hatte, die wir leider nicht verstanden haben. Der auf die Frage wieso das Personal der Ausgrabungsstätte am Vormittag gestreikt hatte, nicht antworten wollte. Die Gründe wären zu komplex, Deutsche könnten sie nicht verstehen, unsere Mentalität wäre zu verschieden wie man schon am unterschiedlichen Geschlecht von Macht im Deutschen und potere im Italienischen erkennen könnte!
- Die phantastischen Ausblicke auf die Steilküstenlinie.
- Die Zitronengärten unter den schwarzen Netzen, die die Früchte vor Hagel, Regen, Sturm und der brennenden Wintersonne schützen sollen. Der daraus gewonnene Zitronenlikör Limoncello ist zwar fast unerträglich süß, hat aber das intensivste Zitronenaroma, was ich jemals geschmeckt habe. In Pompeji verkauften sie zerfurchte Zitronen so groß wie Cantaloupe-Melonen.
- Schlussendlich die SITA-Busfahrer, die ihre Busse auf der engen und unglaublich kurvigen Küstenstraße mit schlafwandlerischer Sicherheit lenken. Wenn sich zwei Busse treffen, bleiben oft nur ein bis zwei Zentimeter Platz zwischen Bus und Bus und Bus und Felswand. Jeder Fahrer hat seinen eigenen Hupton. Vor den unübersichtlichen Kurven muss natürlich gehupt werden, um die entgegenkommenden Fahrzeuge zu warnen. Die Gesten der Fahrer, z.B. ein Handzeichen nach hinten, um an Bushaltestellen den Wartenden zu sagen, dass ein zweiter Bus hinterherkommt und man deshalb nicht hält.
Der Süden von Kampanien ist sehr schön, am meisten gefällt mir immer noch, dass die Leute so viel draußen sind. Selbst in dem 3000 Seelen Kaff Minori waren wahrscheinlich mehr Leute am Sonntag nachmittag auf der Strandpromenade als in Frankfurt auf der Zeil zur selben Zeit.
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