Es war ein weiter Weg Den Kaiserberg runter bis zu dir Mit Sternen in den Augen kam ich in der Schweizer Straße an Vorbei am Botanischen Garten An der Königsberger Allee Um in der Prinz Albrecht Straße vor verschlossenen Türen zu stehen Und ich erinner mich An den Soldatenfriedhof am Zoo Und an die Sedanswiese, wo wir als Kinder Schlitten gefahren sind Wir hatten Angst vor der Todesbahn Sind nur einmal zusammen runtergefahren Ich erinner mich an Abende bei Rolli unterm Dach An Bons(?) rauchen und Dallas gucken

Und ich erinner mich an Hochfeld Und an die Arkaden Und an die verstrahlte Märchenprinzessin im Bioladen Ich erinner mich an die Asis im Böninger Park An ihre schäbigen Hunde in der untergehenden Sonne Und an die alte Wohnung In der Trautenauer Straße An einen Zettel an der Wand auf dem stand: "Ich bin immer noch hier" Und ich erinner mich ans Bethesda Krankenhaus An Schürfwunden, an meine Polypen Und an die Geburt meiner beiden Töchter

Und ich erinner mich ans Eschhaus. 1976. Samstag abend Rockcafé. Es war einer meiner ersten Abende dort. Und irgendwann mittendrin Da spielte eine Band. Der Sänger singt, er will ein Ticket für ein Flugzeug, Um schnell genug zu seinem Baby zu kommen. Ich seh ihn. Ich seh die Message. Mein Baby seh ich später. Es ist laut und es ist heiß. Ich bin da, wo es passiert. Später draußen streiten sich Idioten. Flaschen gehen zu Bruch.

Es war ein weiter Weg Von Neudorf bis zum See Zum Modellbootanlegesteg, meinem Lieblingsplatz um schwimmen zu gehen Und im langen harten Winter 97/98 war ich jeden Tag schwimmen Und als da eine dünne Eisschicht auf dem Wolfsee lag Da musste ich auf den Fluss ausweichen Da saß ich eines Tages im Wasser Und hatte eine Vision Die Vision vom Tal der nackten Männer Und einer nackten weißen Frau Die dahin spazieren geht Und tatsächlich glaubt, Sie könne hier ihre Unschuld behandeln

Doch in Hochfeld, in Duissern, in Neudorf und am See In Duisburg gibt es keine Unschuld Und auch im Eschhaus gab es keine Unschuld Und wenn dann nur für einen kurzen Moment Dann ist sie weggegangen an andere Orte Und darum sing ich dieses Lied Es ist die Aufgabe der Dichter An die Abwesenheit der Unschuld zu erinnern Und an ihre Schönheit Ihre abgrundtiefe Schönheit Wie ein Schatz in einem Zimmer ohne Fenster und Türen Sag mir ohne zu zögern, Was siehst du in seinen Augen? Siehst du wie der Schnee fällt am anderen Ende der Stadt? Und all die Fischgeschäfte ham ihre Fische reingeholt Und jedes Kind in Nordrhein-Westfalen weint Da ist ein neuer Laden Wir werden uns dort treffen Ich der Chronist und du die Heimkehrerin Wir werden uns in die Augen sehen Und reden und reden Unser Vater wird seine Freude an uns haben Im Tal der nackten Männer Wo die Sonne niemals hinscheint Und dafür auch die Lichter der Großstadtdiskotheken nicht zu sehen sind